Bericht über die Podiumsdiskussion

Am Sonntag, 4.2.2018 hatte das Musik Syndikat zu einer Podiumsdiskussion in den Gasthof „Zur Quelle“ geladen. Podiumsteilnehmer waren Jochen Schrumpf (Musiker und Leiter der Glen Buschmann Jazzakademie), Ralf Franke (Musiker und Booker, Musikfactory Dortmund), Didi Stahlschmidt (Förderprogramm Dotmund.Macht.Lauter) und Oliver Buschmann (Gastronom und Veranstalter, Eventschiff „Herr Walter“).

Aus allen diesen Perspektiven wollte man sich der Frage nähern, ob Live-Musik in der heutigen Zeit noch einen Wert besitzt. Den gleichen Wert wie beispielsweise vor 20 Jahren. Passend zu dieser Fragestellung waren zahlreiche Musiker der Generation „40 plus“ erschienen. Aber auch etliche junge Menschen, die erst noch vor der Entscheidung stehen, ein Leben als Musiker anzugehen – oder eben nicht.

Ziemlich schnell taten sich elementare Fragen auf, die zu klären waren und schnell auch im Plenum diskutiert wurden: Spielen „auf Hut“? Auf der Straße normal – aber im Club oder in der Kneipe verwerflich? Kleine und sehr kleine Veranstalter hielten dagegen: es sei für die Musiker meist sehr viel profitabler als Eintritt zu nehmen, den sich auch nicht Jede/r leisten könne. Unabhängig von der Größe der Location bringt jede Live-Veranstaltung auch einiges an nicht unerheblichen Nebenkosten (GEMA, KSK, Vergnügungssteuer) mit sich – dürfen diese Kosten und das damit verbundene Risiko vom Veranstalter auf die Künstler „abgewälzt“ werden? Aus Sicht der Musiker natürlich höchst unethisch. Aber ist es denn nicht besser, für wenig Geld zu spielen als überhaupt nicht? Auch diese Haltung wurde durchaus vertreten. Und wer gilt überhaupt als „Musiker“? Alle diejenigen, die davon leben müssen, doch in jedem Fall. Und wer den Beruf von der Pike auf erlernt hat. Aber ein Diplom der Musikhochschule könnten sicherlich die wenigsten der Anwesenden vorzeigen, obwohl viele renomierte und erfolgreiche Dortmunder Künstler im Publikum saßen. Ist die Honorarfrage demnach eine Qualitätsfrage: viel Geld für „gute Musik“, wenig für schlechte? Wer soll das definieren? Und wie ist es mit Schülerbands? Sollten für sie die gleichen Forderungen gelten wie für die Profis? Dann hätten Jugendliche und/oder Studierende vermutlich bald kein Podium mehr, sich zu entwickeln und auszuprobieren. Andererseits wirkt sich die Konkurrenz durch ambitionierte Nachwuchsmusiker, die „erst noch bekannt werden müssen“ negativ auf die Gagen aus – auch für diejenigen, die davon ihren Lebensunterhalt bestreiten. Und auch an der Frage, ob für Veranstaltungen auf dem freien Markt andere Regeln gelten müssen als für städtisch subventionierte Events, wie z.B. Dort.Bunt, schieden sich die Geister – und es wurde deutlich, dass auch unter den Musikern selber durchaus Ressentiments untereinander bestehen. Freiberufler, Nebenberufler, mit staatlicher Ausbildung oder nicht, überwiegend pädagogisch Tätige mit ordentlichem Arbeitsvertrag im öffentlichen Dienst oder in prekären Beschäftigungsverhältnissen, dazwischen einige engagierte Veranstalter auf der Suche nach neuen Kontakten, trafen in der außerordentlich lebhaften Diskussion aufeinander und brachten die Moderatoren Martin und Rainer Buschmann mitunter ganz schön ins Schwitzen.

Am Ende war jedoch allen klar: es muss eine gemeinsame Linie geben, um in Zeiten von digitaler Allround-Verfügbarkeit von Musik und verändertem Ausgehverhalten eine lebendige Livemusikszene zwar aufrecht zu erhalten – aber nicht um jeden Preis!

Als erste Konsequenz aus dieser Bestandsaufnahme plant das Syndikat einen Kriterienkatalog für die Bewertung von fairen Veranstaltern/Veranstaltungsorten.

Mehr dazu demnächst auf dieser Homepage.

Bericht: Heike Trimpert

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